"Fränkische Weihnacht"

 

Nürnberg
St.Sebald

 

24.12.2002

     

Texte verfasst und vorgetragen von 
Erika Stenglin

   

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Monolog einer Kellnerin

Hirten-
Zwiegespräch

Maria in St.Sebald

       
  Monolog einer Kellnerin  

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So, mein Job bin i etzertla lous. Und des, wou i nächstn Summer mei 30-Jährigs ghabt hätt. Die Anni vo der Kichn hot gsacht, dass des scho lang kummer hot seeng und dass mer ganz räächt gschicht, waller mi immer in allers neimisch. Ob­ber wennis numoll ztou hätt, machert is, glaab i, widder groodasu.

Des wassi gwieß, dass mein Chef nu leid tou werd, dasser mi nausgschmissn hot. I glaab neemli, dasser scho zfriedn woar mit mer, a wenner nie wos der­gleing verlautn hot loun. Obber er hot mi gout zohlt und hot mer nie wos in Weech glecht. Derfier hob mer ja aa ich nix zuschuldn kummer loun. Bis gestern abnd. Obber des hot doch kein Mensch wissn kenner, wos dou passiert in derer Nacht.

I hob grood mei Wächerla mitn Gscherr iebern Gang gschuum, walli in Früh­stücksraum fiern andern Tooch richtn hob wolln. Dou woar des junge Pärla am Empfang gschtandn und i hob ghäärt, wäi der Moo mitn Chef verhandlt hot. Der woar nemli selber in der Rezeption, wal der Nacht­portier erscht speeter oogfangt hot. Dass nerblouß aa Nacht bleim wolln und dasser glei im Vuraus zohlt, hotter gsacht , der Moo. I hob natierli glei gseeng, dass des net däi Sortn Leit woar, däi wou sunst in unserm Hotel absteing.Obber däi wern halt nercherds wos kräicht hom. Währndn Christkindlersmarkt is doch allers ieberfillt.

Nix vo weng Designer-Kleidung und Lederkoffer und su. Blue-Jeans homs alle Zwaa ooghabt und Parka. Der Moo hot an Rucksack am Buckl troong und die Frau hot an himmlblauer selbergschtricktn Schal a poarmol ummern Hals gwicklt ghabt. A su a schmächtigs jungs Dingerla woars, und su zammgfrurn hots aus­gschaut und ganz keesi im Gsicht. Richti dauert hots mi, wäis su vur mer gschtandn woar.

Affm neier hellgrauer Velourteppich hom si die schwarzn Tapper vo ihre Turn­schouh abzeingt, wal a su a Sauwetter draußn woar. Au wäierla , hobber mer denkt, ihr hobt schlechte Kartn, wäi i gmerkt hob, dass in Chef sei Blick drafffällt. Er is sunst einggli net verkehrt, obber seit sei Hotel frisch renoviert is, isser manchmol scho a weng oogschmooch. Drum is nern aa am libstn, wenn die Gäst erscht in der Tiefgaraasch as ihrn Mercedes aussteing. Nou homs wengstns kan­ne dreckertn Schouh.

Der Chef hots gmustert alle Zwaa vo obn bis untn, nochertler hotter höflich ob­ber bestimmt gsacht, dass in sein Haus leider nix mehr frei is. Obwohl ich vom Zimmermadla gwisst hob, dass des Zimmer im erschtn Stock direkt ieber der Bar scho a poar Wochn lang leer stäiht, walls die Leit zu laut is.

„Chef, suvill ich wass,“hobbi gsacht, „is im erschtn Stock...“.Weiter bin i net kum­mer, nou isser mer villeicht iebern Mund gfoahrn. Er werd immer nu am bestn wissn, ob in seim Hotel wos frei is odder net, hotter gsacht. Und ich soll schau­er, dassi mei Ärbert mach. Nou hotter uns all Drei stäih loun.

I hob den eigschüchtertn Pärla an Wink geem, dass draußn aff mi wartn solln. Und wäi i ghärt hob, dass der Chef in sein Büro telefoniert, binni innern nouch­gschlichn und hobs ums Haus rum iebern Lieferantneingang in vertn Stuuk naaf­gfiehrt. Dou gibts nemli a Kämmerla, wou manchmol ans vom Personal drin ieber­nacht, wenns mitn Aafraamer speet werd, wal a Gsellschaft recht lang gfeiert hot.

Wäi däi junger Frau des Bett gseeng hot, hots ganz täif aafgschnaaft und hot si glei mitsamt die Klaader draffgschmissn, su fixerferti woars. Und der Moo hot den aanzichn Stoll im Zimmer gnummer, hot si neber des Bett hiegsetzt und hot ihr Händ ghaltn.

I bin nu amol nunter in die Kichn ganger und hob die Anni gfroucht, obs net a weng wos vo der Tagessuppn ieberi hot. ’Grießklößchensuppe Nürnberger Art’ woar aff der Speiskartn gschtandn. Die Anni wass, wäi gern dassi die Schwemm­kniedla ess. Drum hots goar net lang gfroucht und hot mer a schäins Häferla vull eigfillt. „Gib fei obacht, dassder net die Goschn verbrennst“, hots gsacht. „Däi is nu ganz schäi haaß“.

Iebers ganze Gsicht hots gschtrohlt, däi junger Frau, wäis in erschtn Löffl vull gessn ghabt hot. Der Moo woar aa ganz glickli und hot mi glei gfroucht, obber mir denn net aa an Gfalln tou kennert. I hob mer blouß versprechn loun, dass morng in aller Fräih es Haus verlossn, dass jou fort sen, wenn der Chef kummt. Etz hobbi nu in Portier Bescheid soong mäin, dassers naus lässt. Obber den kenni gout gnouch, aff den konner mi verlossn, der is grood su a gouter Seel wäi ich. Nou bini hamm, walli denkt hob, dass allers gritzt is.

Des hot ja werkli kein Mensch wissn kenner, dass däi Frau scho im neuntn Mo­nat is. In den mordstrumm Parka hot mer des net su genau gseeng. Und dass ausgrechnt in derer Nacht entbind. Und zu alln Ieberfluss woar aa nu der Chef grood im Treppnhaus, wäi des Bäibla sein erschtn Schraa tou hot. Mer mou si ja wundern, wäi sis ferti bracht hom, däi zwaa Leit allans.

Der Chef woar außer sich, hot mer der Portier derzillt. Er hot glei die Sanitäter oorufn mäin und däi homms all drei mit ins nächste Kranknhaus gnummer.

Wäi i heit fräih nichtsahnend mein Dienst ootretn hob wolln, hot natierli der Chef scho aff mich gwart. Aafpflanzt hotter si vur mer, und däi dicke Adern aff seiner Stirn woar feierrrout, dassi glei Angst kräicht hob, der Schlooch kenntnern treffn. „Sie sind entlassen!“ hotter brüllt, und dasser mer scho zeing werd, wer dou der Herr im Haus is und wou der Bartl in Most hult.

Aansteils hobbin ja verstäih kenner. Mir woars doch selber peinli gnouch. Drum hobbi aa nix draff gsacht und wer aa nix unternehmer. I tou mi goar net weiter oo. Wenni als Bedienung ka Ärbert mehr kräich in mein Alter, nochertler gäihi halt als Putzfrau. Däi sen immer gsoucht heitzertooch. Und i mou immer widder soong: Wennis numol ztou hätt, machertis widder genau asu.

Blouß ans tout mer leid: Dassi des Popperla net nu gseeng hob. Der Portier hot derzillt, wos des fier oardligs Waggerla woar. Ooblinzlt hots nern, hotter gsacht und sugoar a bisserla glacht... No ja, wos verstäihtn a su a alts Mannsbild scho vo an neigeborner Kind.